Obwohl der Wetterbericht Zweifel an der geplanten Wanderung ins Donautal weckte, fanden sich 14 Mitglieder und Besucher des Schwarzwaldvereins Schiltach + Schenkenzell, die dem Wanderführer Karl-Heinz Koch auf seiner Tour folgten. Das Interesse an diesem geologischen Themenwanderung wurde auch belohnt, da erst in der letzten halben Stunde der Rundtour die Regenschirme zum Einsatz kamen.

                               Schon bald nach dem Start, auf naturbelassenen Wegen und Pfaden durch Waldgelände, an Feldern und Wiesen vorbei, erreichte die Gruppe die erste Naturerscheinung, die Doline Michelsloch. Sie ist eine der mehrere hundert Erdtrichter und Löcher, die nach Auswaschungen im löchrigen Karstgestein eingestürzt sind. Dieser für die Schwäbische Alb typische Kalkstein-Untergrund ist in den Flachmeeren des Jura von 200 Mill. Jahren entstanden. Die meisten dieser Einstürze sind in den tausenden Jahren seit ihrer Entstehung wieder mit Bäumen und Sträuchern zugewachsen. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass dieser Karst-Untergrund für weitere Einstürze in naher Zukunft verantwortlich gemacht werden kann.

Auf der weiteren Route immer leicht ansteigend erreichten die Wanderer bald schon das nächste Highlight, der Vulkankrater Höwenegg, ein Ort für einen geschichtlichen Rückblick, aber auch eine passende Gelegenheit für eine Vesperpause. Der Krater ist der nördlichste der 8 Hegauberge, die in einer Zeit starker Vulkantätigkeit vor 10 Mill. Jahren entstanden sind. Der in der Sonne türkis funkelnde See sowie die steilen Hänge sind imposante Erscheinungen und für die Touristen ein attraktives Fotomotiv. Der Kratersee selbst ist nicht natürlichen Ursprungs des im Tertiär entstandenen Vulkans, was seiner Schönheit keinen Abbruch tut, sondern stammt noch aus dem im 19. und 20. Jahrhundert regen Abbaus von Basalt. Nach dem Fund von Skeletten von Urtieren - Nashörner, Säbelzahntiger, Urpferde und Antilopen - ist der Krater als Naturschutzgebiet für die Öffentlichkeit gesperrt. Hier vom höchsten Punkt am Vulkankrater gibt es noch einen phantastischen Ausblick auf den Hegau und den Bodensee. Schemenhaft zeichnen sich der Pfänder und die Bergzüge auf der Schweizer Seite am Horizont ab.

Da für den Nachmittag noch Regen angekündigt war, drängte die Zeit für den Aufbruch zum nächsten Höhepunkt der Wanderung, der Donauversinkung. Die Route führte zunächst auf breiten Wald- und Forstwegen, dann auf steinigen Pfaden absteigend ins Donautal. Kurz vor Erreichen der Donau nutzten die Wanderer noch eine Gelegenheit für ein letzte Rast in einem Garten Café und Kiosk. In nur wenigen Minuten war dann auch die Donau erreicht, die dort noch gemächlich in einer Breite von etwa 20 Meter ihren Weg suchte. Bald war die Stelle der Versickerung erreicht, ab der die Donau versinkt, dann „rückwärts fließt“ und sich der Wasserspiegel merklich senkt, bis die Donau endlich komplett „verschwunden“ ist. Kaum ein Wanderer ließ es sich nehmen, über den kleinen Abstieg in das Flussbett abzusteigen und trockenen Fußes in der Donau zu wandern. Es ist wohl eine geologische Sensation, dass einer der größten Flüsse Europas komplett in unterirdischen Gängen verschwindet und erst nach einigen Kilometern wieder an der Oberfläche erscheint. Es ist auch einzigartig, dass die Donau wohl der einzige Fluss der Welt ist, der in 2 Meere mündet: in das Schwarze Meer und in die Nordsee. Die Ursache hierfür ist wieder im Karstgebirge der Schwäbischen Alb zu suchen. Während ein Teil des Donauwassers in Möhringen wieder zum Vorschein kommt und seinem Weg an Wien vorbei zum Schwarzen Meer folgt, versinkt der größere Teil der Donau in eine Tiefe von über 180 Meter, unterquert die Europäische Wasserscheide, fließt in 12 km in die Aach und dann weiter in den Bodensee, wo sie ihren weiteren Weg über den Rhein in die Nordsee findet. Auch wenn man die Tatsache der Donauversickerung kennt, ist man beim Anblick dieser Naturerscheinung beeindruckt.

Die Wettervorhersage sollte Recht behalten, denn schon bald kamen die ersten Regentropfen. Die restlichen 2 km bis zum Ausgangspunkt empfanden die Wanderer mit Regenbekleidung jedoch nicht störend.

Nach der Heimfahrt gab es noch einen gemütlichen Abschluss in einer heimischen Gaststätte.

Bildserie Donauversinkung