Schwarzwaldverein zu Besuch im Odenwald
Seit 3 Jahren pflegt der SWV Schiltach + Schenkenzell freundschaftliche Beziehungen zu dem Wanderverein „Odenwaldklub Neckarbischofsheim“. Nach dem Besuch der Odenwälder im letzten Jahr in Schiltach war nun in diesem Jahr ein Wochenende im Odenwald vereinbart worden. Seit Wochen hatten die beiden Organisatoren aus dem Schwarzwald und Odenwald die Corona Entwicklung im Blickfeld, um der Sicherheit gerecht zu werden. Die Hygienevorschriften waren verpflichtend und für die Anfahrt wurden bereits FFP2-Masken beschafft. Auch ohne Umarmungen und Händeschütteln war die Begrüßung herzlich, hatte man sich doch schon lange auf beiden Seiten auf dieses Treffen gefreut.
Das Wetter hätte sonniger sein können, aber alle Wanderer zeigten mit Hinblick auf die Regenknappheit der vergangenen Monate viel Verständnis und obendrein war man durch die Wettervorhersage auf Regentage eingestellt und gut vorbereitet.
Der 1. Vorsitzende des Odenwaldklubs Werner Braun hatte sich ein umfangreiches und abwechslungsreiches Programm ausgedacht und so ging es gleich nach dem Zimmerbezug auf die erste Tour zu den „Sandhäuser Dünen“. Einige Wanderer des Odenwaldklubs hatten sich der Gruppe auf dem etwa 10 km langen Rundweg durch Wald und Wiesen zu den Dünen angeschlossen. Entstanden aus einem ehemaligen Kiesabbaugelände, ist dieses Naturschutzgebiet heute mit dem Charakter und dem Aussehen einer norddeutschen Dünenlandschaft für das Kraichgau Gebiet schon eher untypisch und hat selbst unter den Einheimischen keinen hohen Bekanntheitsgrad. Einige tierische Bewohner dieser kargen Sandlandschaft haben sich dieser Natur ideal angepasst und finden nur hier einen Lebensraum.
Im Anschluss an die Wanderung führte ein Kurztrip zur „Dachsenfranz-Höhle“. Der Dachsenfranz war ein legendärer Freiheitskämpfer aus Italien, der nach jahrelanger Flucht in den Wäldern des Kraichgaus sein Zuhause fand und als Eremit mit wallendem Bart in selbstgebauten Erdhöhlen als Jäger und Förster im Auftrag Dachse, Mäuse und Ratten fing. Als beliebtes Motiv auf Postkarten dargestellt und als Namengeber für eine Biermarke ist er auch noch nicht in Vergessenheit geraten.
Beim gemeinsamen Abendessen in einem nahegelegenen Lokal gab es für die Gäste aus Schiltach/Schenkenzell die erste Überraschung: Der liebenswerte Bastler Klaus des OWKs überreichte den Schwarzwäldern eine große geschnitzte Holztafel mit zahlreichen eingravierten Lebensweisheiten, jeder einzelne Gast bekam eine eigene, individuelle Holztafel und die Damen noch zusätzlich ein geschnitztes Herz aus Holz, jeweils mit eingravierten Sprüchen. Von dieser großzügigen Geste waren die Gäste aus dem Schwarzwald sichtlich überrascht und gerührt.
Der nächste Tag begann mit einem üppigen Frühstück im Wohnzimmer des Wanderführers Werner. Seine Frau, ein Mitglied des Vereins und er selbst ließen es sich nicht nehmen, die Gäste selbst zu bewirten. Im kurzerhand umfunktionierten Wohn- und Esszimmer war ein reichhaltiges Buffet aufgefahren, dass keinen Vergleich mit dem eines guten Hotels scheuen musste. Im Anschluss ging es zur Abfahrt nach Gundelsheim, wo eine etwa 10 km lange Wanderung über das Schloss Guttenberg und die Eduardshöhe nach Haßmersheim führte. Unterwegs hatte der Wanderführer Werner viele Informationen parat. Direkt am Neckar wartete dann die zweite Überraschung auf die Schiltacher/Schenkenzeller: „Klaus“ hatte bereits ein Tisch mit Leckereien, Getränken, Schnaps und einem schon am frühen Morgen selbstgebackenen Kuchen aufgestellt. Nach dieser unerwarteten Stärkung durften einige Mitglieder des SWVs auf einer urigen selbstgebauten Rikscha unter dem lauten Beifall der Wanderer und auch einiger staunender Parkbesucher eine Ehrenrunde im Park fahren und anschließend wurden noch kostenlos die Schuhe geputzt. Zwischenzeitlich war das Fährboot Patriot am Kai angelegt und bald nach dieser Gaudi startete eine Schiffsfahrt auf dem Neckar. Der Kapitän informierte die Schiffsreisenden über Wissenswertes an den Ufern des Neckars und unter seiner Anleitung konnten 2 Mitglieder des SWVs ihre Schiffsführereignung unter Beweis stellen.
Bei einem gemeinsamen Abendessen leisteten mehrere Mitglieder des Odenwaldklubs ihren Gästen Gesellschaft und so fand dieser Wandertag einen gemütlichen Abschluss.
Der letzte Tag begann wieder mit einem fulminanten Frühstück bei Werner. Der Regengott hatte Einsicht mit den Wanderern und so ging es ohne Regenschirm zur Abfahrt zum Bahnhof nach Hoffenhardt, wo wieder ein Imbiss von „Klaus“ die Wanderer erwartete. Eine Fahrt in der Nostalgie-Krebsbachtalbahn „Roter Flitzer“ aus den 1950er und 1960er Jahren erinnerte die älteren Mitfahrer an Bahnerlebnisse in Kinderzeiten. Eine anschließende kleine Wanderung führte zum „Fünfeckigen Turm“ in Neckarbischofsheim. 1448 als Schutzturm gegen feindliche Angriffe gebaut, ist er heute das Wahrzeichen der Stadt und auch des Odenwaldklubs. Über mehrere Stockwerke dient der Turm heute als Klubhaus des Vereins und beherbergt auch zahlreiche Museumgegenstände in den anderen Räumen.
Mehrere Mitglieder der Gastgeber hatten für eine gemeinsame Endeinkehr mit den Gästen aus Schiltach/Schenkenzell ein Mittagessen im Turm vorbereitet. Nach angeregter Unterhaltung und gemütlichem Beisammensein wurden wieder Zukunftspläne für einen Gegenbesuch im Schwarzwald geplant und nach Kaffee und Kuchen am Nachmittag wurde die Gruppe des SWVs verabschiedet.
3 erlebnis- und abwechslungsreiche Tage und die große Gastfreundschaft mit der besonderen Herzlichkeit werden den Besuchern aus dem Schwarzwald wohl immer in Erinnerung bleiben. Es ist schön, solche Freunde zu haben.
28.9.2020
Karl-Heinz Koch