Das alte Insektenhotel auf dem Schlossberg, dass vor vielen Jahren von dem damaligen Naturschutzwart des Schwarzwaldvereins Steffan Schorn zusammen mit Norbert Haas errichtet wurde, fristete nur noch ein kümmerliches Dasein. Die Bestückung war unbrauchbar oder nicht mehr vorhanden, die Dachabdeckung defekt, das Holzgestell teilweise marode. Kurz gesagt, das Bauwerk hatte seinen Sinn verloren.
Diesen Zustand zu ändern, das Gebilde zu renovieren und neu zu bestücken damit wieder neues Leben einkehren kann, hatte sich Peter Hettich, der derzeitige Naturschutzwart des Schwarzwaldvereins Schiltach-Schenkenzell, zur Aufgabe gemacht. Als Leitfaden bei der Reaktivierung dienten unter anderen die Erfahrungen des Wildbienenspezialist Paul Westrich. Die Einrichtung unterstützt neben den Wildbienen aber auch andere Insekten wie: Echte Grabweste, Wegwespen, Erzwespen, Käfer und Fliegen.
Natürlich kann diese Einrichtung das andauernde Insektensterben nicht aufhalten, aber es bietet die Möglichkeit, die Verhaltensweisen, wenn es auch nur einer einzigen Art ist, aus nächster Nähe zu beobachten. Für Kinder kann diese Beobachtung pädagogisch nicht genug bewertet werden.
Mit den eingebrachten Brutmöglichkeiten können maximal 25 Prozent der in Gärten auftretenden Arten Unterstützung finden. Das Gros der Arten nisten in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde. Immer wichtiger und für die Förderung hochspezialisierter Arten unverzichtbar ist jedoch das Nahrungsangebot durch floristische Vielfalt zu bereichern. Dies muss auch für den Naturschutzwart des Schwarzwaldvereins ein vorrangiges Ziel sein, der Versuch der im Vorjahr angelegten Wildblumenwiese sollte ein kleiner Schritt sein. Leider hatte sich das Objekt im vergangenen Jahr nicht so entwickelt wie gehofft und muss eventuell im diesem Jahr noch einmal überarbeitet werden.
Bei der Umsetzung sollte dabei das vorhandene Holzgestell erhalten bleiben. Als erster Schritt wurde der defekte Dachbelag entfernt und erneuert, dazu wurde das Gestell, damit der Wind nicht durchzieht, mit einer Rückwand versehen. In der Werkstatt des Naturschutzwarts wurden dann im Laufe der Zeit die neue Bestückung für das Insektenhotel vorbereitet.
Dafür wurden Lochziegel mit Bambusröhrchen mit Durchmessern 3 – 9 mm bestückt, wobei das hintere Ende durch einen Knoten einen natürlichen Abschluss, oder einen künstlichen Verschluss haben muss. Die Bambusröhren wurden entsprechend dem Durchmesser zuvor, um eine glatte Innenwandung zu schaffen, mit einem scharfen Bohrer ausgeräumt und mit Gips in den Lochziegeln fixiert. Dabei ist zu beachten, dass die Röhrchen waagrecht orientiert sind. Hier finden Mauerbienen, Scherenbienen, Maskenbienen sowie diverse Grab- und Faltenwespen eine Brutmöglichkeit.
Die abgesägten Schilfmatten bieten Brutmöglichkeiten für Scherenbienen, Löcherbienen, Maskenbienen sowie diverse Grab- und Faltenwespen und vielen mehr. Dabei wurden, um eine Zerfaserung des Eingangs zu umgehen, die Schilfmatten mit einer Dekupiersäge auf die gewünschte Länge gebracht.
Die eingebrachten, halbierten Strangfalzziegeln nisten die Rostrote- und die Gehörnte Mauerbiene und die eine oder andere Blattschneiderbiene. Auch hier müssen die Gänge am hinteren Ende verschlossen werden um diese zu verdunkeln.
Gut abgelagertes, unbehandeltes Hartholz wie Eiche oder Esche mit gebohrten Gängen von 8 – 10 cm Tiefe und
2 – 8 mm Durchmesser bieten Nistmöglichkeiten z. B. für Gehörnter und Rostroter Mauernbienen, Löcherbienen oder diverse Scherenbienenarten. Wichtig, die Holzoberfläche wird, damit die Nesteingänge nicht durch querstehend Fasern versperrt werden, nach dem Bohren mit feinen Schleifpapier geglättet. Außerdem ist zu beachten, dass die Bohrungen quer zur Holzmasserung gesetzt werden und nicht in das Hirnholz.
Die eingebauten Bienensteine dienen einigen Hohlraumbesiedler als Nisthilfen. So finden z. B. Gehörnte Mauerbienen, die Hahnenfuß-Scherenbiene oder die Keulhornbiene eine Nistmöglichkeit.
Dabei ging der Versuch, diese Bienensteine selbst herzustellen gehörig in die Hose und wurde nach etlichen Versuchen seitens des Naturschutzwarts aufgegeben. Die integrierten Schilfmatten wurden um eine Zerfaserung am Eingang zu vermeiden, mit einer Dekupiersäge auf Länge gekürzt. In diesen nisten Scheren-, Löcher-, Maskenbienen und diverse Grab- und Faltenwespen.
Im unteren Bereich wurden 2 Behältern mit Löss Lehm als Nisthilfe für im Erdboden nistende Arten integriert. Dabei wurden mehrere kurze Gänge von 5- 8 mm Durchmesser gebohrt.
Diese dunklen Löcher üben eine magische Anziehungskraft aufgrabende Wildbienen-Arten aus. Charakteristische Besiedler sind Pelzbienenarten, Buckelseidenbienen, Trauerbienen sowie diverse Faltenwespenarten.
Damit das Substrat auch für die Insekten bearbeitbar ist, wurde dem Lehm eine bestimmte Menge ungewaschenen Sand hinzugefügt. Auch im untersten Bereich des Insektenhotels wurde mit Totholz eine Brutmöglichkeit für Insekten aller Art gesorgt.
Das Insektenhotel gibt natürlich nicht nur den hier aufgeführten Wildbienen eine Brutmöglichkeit. Auch diverse Wespenarten wie z. B. die Echte Grabwespe, Wegwespen, Schlupfwespen, Keulenwespen sowie Käfer und Fliegenarten finden hier eine Möglichkeit ihren Nachwuchs unterzubringen.
Am Samstag, 6. Februar 2021 war es dann soweit, die Einrichtungen wurden durch den Naturschutzwart des Schwarzwaldvereins Schiltach-Schenkenzell, Peter Hettich mit tatkräftiger Unterstützung seines Assistenten, Florian Löffler, in das vorhandene Rahmengestell eingebracht.
Die eingebrachten Lehmziegelsteine wurden als Versuch für weitere Brutmöglichkeit für Insekten im Gestell eingebracht. Leider konnten diese Bereiche nicht gegen die hungrige Vogelwelt gesichert werden.
Um die ganzen, hoffentlich zahlreich belegen Brutmöglichkeiten vor Räubern wie diverse Vogelarten zu schützen, wurde das komplette Bauwerk mit einem Gitterrahmen versehen. Um zu verhindern, dass die Vögel keinen Zugriff auf die Insektenbrut bekommen wurde das Gitter mit ausreichend Abstand zu den Einrichtungen montiert.
Jetzt hofft der Naturschutzwart und sein Assistent auf zahlreiche Besucher des neu bestückte Insektenhotel im alten Gewande mit viel Insektennachwuchs, damit sich auch die investierte Arbeitszeit gelohnt hat.